Als Junghexe bin ich davon ausgegangen, dass Imbolc und Lichtmess die selben Feste sind. Schließlich werden beide am 1. und 2. Februar gefeiert. Doch dem ist nicht so.
Sie stammen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und unterscheiden sich auch in dem, was genau gefeiert wird.
Natürlich gibt es auch Tipps für dein Hexenfest im Februar.
Imbolc – das irische Fest
Imbolc stammt von der grünen Insel Irland und ist dort ein Teil der Traditionen. Erste schriftliche Quellen für dieses Fest gab es am dem 10. Jhd. n. Chr. , doch es gibt auch für die Jungsteinzeit schon Nachweise für ein Fest im Februar.
In der Jungsteinzeit
Wir wissen nicht, ob das Fest da auch schon Imbolc hieß, es ist aber eher unwahrscheinlich. Auch die Riten sind wohl ganz andere gewesen, als heute.
Schlicht und ergreifend, weil die Lebensrealität in der Jungsteinzeit eine ganz andere war, als nach der Ankunft der Kelten.
Was wir aber wissen, ist dass um die Zeit von Imbolc das Sonnenlicht durch den Durchgang des 5000 Jahre alten Mound of Hostages auf dem Hill of Tara in der Grafschaft Meath scheint. Ein weiterer Steinhügel in der selben Grafschaft ist auch auf die Achse Imbolc-Samhain ausgerichtet.
Das ist also ein Jahreszeitlicher Marker.
Was damit genau markiert wurde und ob dabei ein Fest gefeiert wurde, können wir heute leider nicht mehr herausfinden. Auf jeden Fall hat sich davon nichts bis heute erhalten.
In keltischer Zeit
Die Kelten waren ein indoeuropäisches Volk, das zwischen 600 und 500 v. Chr. Irland besiedelte. Mit den Festlandkelten der Bronzezeit haben sie aber wenig gemeinsam.
Es ist heutzutage schwierig herauszufinden, was wirklich ursprünglich Irisch ist und was neuheidnische Zudichtungen (Wicca ab 1950) sind.
Wir müssen auch bedenken, dass Irland schon früh (ca. 300 n. Chr.) vollständig Christianisiert war. Außerdem schrieben die Kelten selbst nichts nieder. Die Quellenlage ist also sehr dünn.
Laut dem österreichischen Mediävisten Helmut Birkhan gab es einen kultischen Jahreskreis und einen bäuerlichen. Imbolc gehört zum bäuerlichen Jahreskreis.
Folgende Zuschreibungen zu Imbolc werden immer wieder genannt:
- Feuer
- Milch
- Schafe und Lämmer
- Brídeóg, Bríd Óg oder Brigid-Puppen
- Bannock
- St. Brigid’s Kreuze
Landwirtschaftliche Bedeutung von Imbolc in Irland
Es fällt auf, dass Imbolc als erstes Frühlingsfest betitelt wird, während Lichtmess als Mittwinterfest bezeichnet wird. Da merkt man, dass das Klima in Irland deutlich milder ist, als in Mitteleuropa.
Daher gebären hier die Schafe schon viel früher im Jahr ihre Lämmer und geben wieder Milch, während das Schaf- und Lammsymbol in Mitteleuropa erst bei den Osterbräuchen auftaucht.
Bedeutung der Göttin Brigid für Imbolc
Die Göttin Brigid wird manchmal als die Imbolc Göttin bezeichnet. Zu ihren Attributen gehören Heilung, Poesie und Schmiedekunst. Sie wird auch oft als Göttin des Lichtes oder Göttin des Feuers bezeichnet und wird gelegentlich mit Flammen oder Feuer in ihren Händen oder über ihrem Kopf dargestellt. Moderne Zuschreibungen sehen sie als jungfräulichen Aspekt der Magna Mater. Die Dreifache Göttin ist aber moderner als man denkt. Mehr dazu hier: Dreifaltige Göttin – Wikipedia
Brigid zu Ehren wurden große Feuer angezündet und Puppen, die im Irischen als Brídeóg oder (junge Bríd) bekannt sind, wurden in einen Korb gelegt und von jungen, meist unverheirateten Mädchen von Haus zu Haus getragen.
Mit der Christianisierung wurde aus der Göttin Brigid die Heilige Brigid. Wie die Göttin wird auch die heilige Brigid mit Milch, Feuer und Wasser in Verbindung gebracht. Die Heilige Brigid ist die Heilige der Nonnen, der Frauen, der Geburt, der Babys und der Hebammen.
Als Schutzsymbol und zu Ehren von Brigid werden die Brigidskreuze geflochten. Sie sollen vor Feuer, Krankheit und anderem Unglück zu schützen und wurden in der Nähe der Haustür aufgehängt.
Imbolc im Wicca
Im modernen Wicca-Glauben, der sich in den 1950er Jahren in England herausgebildet hat, ist Imbolc eines der 8 Jahreskreisfeste. Im deutschen Sprachraum werden sie fälschlicherweise als „die 8 keltischen Jahreskreisfeste“ bezeichnet. Keltisch sind nur Imbolc, Beltane und Samhain. Die Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden sind eher römisch/heidnischen Ursprungs, Lughnasad ist eine moderne Erfindung, um den Jahreskreis komplett zu machen.
Die Jahreskreisfeste sind wichtige Wegmarken und Tools für alle, die ein naturverbundeneres Leben führen wollen. Denn sie laden uns ein, die Natur zu beobachten und Veränderungen aktiv mitzuerleben und unser Leben im Rhythmus des Jahres zu gestalten. Das macht sie für die moderne Zeit sehr wertvoll.
Imbolc kann am 1. oder 2. Februar gefeiert werden, zum zunehmenden Mond im Februar oder wenn die Sonne im Wassermann bei 15° steht.
Hexen, Neuheiden und Wicca versammeln sich für dieses Fest oder begehen es für sich alleine. Sie feiern den baldigen Frühlingsbeginn und die Hoffnung auf einen fruchtbaren Sommer. Doch noch dürfen die Samen schlafen, es ist eine Zeit des gespannten Abwartens.
Lichtmess – das christliche Fest
Lichtmess stammt ursprünglich aus der jüdischen Tradition und hat einen ziemlich misogynen Hintergrund. Nach der Geburt eines Kindes gelten jüdische Frauen, wie Maria ja eine war, erstmal als “unrein” und durften daher nicht in den Tempel gehen. Nach der Geburt eines Jungen 40 Tage, bei einem Mädchen sogar 80 Tage.
Wie toxisch kann eine Religion sein? JA!
Um wieder in den Tempel zu dürfen, musste sich Maria laut Bibel mit einem Tieropfer von zwei Tauben freikaufen. Danach galt sie wieder als rein genug, um den Tempel betreten zu dürfen.
Und weil Jesus ja glücklicherweise ein Junge war, durfte Maria sich schon nach 40 Tagen freikaufen. 40 Tage nach dem 24. Dezember ist der 2. Januar.
Die Vorstellung der kultischen Verunreinigung der Frau durch Menstruation, Sexualität und Geburt zog auch in das Christentum ein. Der Brauch, Mutter und Kind einem Reinigungssegen zu unterziehen, hielt sich auch in Österreich in einigen Gegenden noch bis in die 1960er Jahre. WTF!
Deshalb heißt Mariä Lichtmess auch Mariä Reinigung.
Mit Lichtmess endet offiziell die Weihnachtszeit und die letzten Weihnachtsbäume und Krippen verschwinden aus den Kirchen und Wohnzimmern. In einigen Orten gibt es sogar offizielle Krippenschließungszeremonien.
Durch die Zweitbedeutung Mariä Reinigung bekommt Lichtmess auch den Twist zu den Reinigungsfesten.
Dienstbotenwandern – Lichtmess in der Landwirtschaft
Mit Lichtmess begann früher das Bauernjahr. Dienstboten wurden ausbezahlt und konnten sich eine neue Anstellung auf einem anderen Hof suchen, oder sie blieben für ein weiteres Jahr. Bis 1912 war der 2. Februar in Bayern sogar ein gesetzlicher Feiertag mit Märkten.
Außerdem gilt der Spruch “Lichtmess-halbes Futter g’fress’” Das bedeutet, dass wenn der Bauer gut gewirtschaftet hat, dann hat er jetzt für den Rest des Winters noch genug Vorräte. Denn während in Irland der Frühling schon im Februar anfängt, ist er in Mitteleuropa noch weit entfernt. Das Winterfutter muss noch bis mindestens Ostern reichen.
Daher ist Lichtmess auch ein wichtiger Lostag. „Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“.
Eine stabile Großwetterlage zeigt sich durch sonniges Wetter. Turbulenzen in der Atmosphäre zeigen sich durch Stürme und kündigen einen baldigen Wetterwechsel an. Das wussten unsere Vorfahren nicht, sie haben aber durch jahrelange Beobachtung trotzdem die richtigen Zusammenhänge erkannt.
Lichtmess als Lichtfest
An Lichtmess war die Zeit des Kerzenlichts vorbei. Die Spinnstuben wurden aufgelöst und die Menschen konnten wieder bei Tageslicht zu Abend essen. Davon zeugt der Spruch: „Maria Lichtmess, bei Tag z’Nacht gess“.
In der Kirche wurden zu Lichtmess die Kerzen für das Kirchenjahr gesegnet.
Laut dem Erzbistum München wurden an Mariä Lichtmess auch alle benötigten Kerzen für das kommende Jahr geweiht. In Körben wurden dann die Kerzen, die die Familie übers Jahr anzünden würde zur Weihe in die Kirchen geschleppt.
Auch Lichterprozessionen werden bis heute zu Lichtmess abgehalten.
Da früher die Kerzen aus Bienenwachs waren, ist auch die Biene ein wichtiges Attributtier für Lichtmess.
Lichtmess und der Fasching
In Schwaben läutet Lichtmess den Fasching ein. Es ist sehr interessant, woher dieser Zusammenhang kommt:
Unsere Faschingsbräuche sind letzte Reste eines römisch-heidnischen Festes, namens Lupercalia. Das ist ein Reinigungsfest. Die zugehörigen Kultgegenstände wurden februa genannt. Daher kommt der Name des Monats Februar.
Die Lupercalia wurden ausgelassen gefeiert, mit Verkleidungen und Umkehr der Obrigkeiten. Das klingt doch sehr nach Fasching! Allerdings zweifelt die neuere Forschung einen direkten Zusammenhang an.
Denn nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches wurden erstmal für viele hunderte Jahre keine solchen Feste mehr gefeiert. (Also genau in der Zeit der Germanen) Erst im Hoch- und Spätmittelalter ab dem 12. Jhd. haben sich solche Bräuche aus der Fastenzeit wieder herausgebildet.
Die Annahme, dass heidnische Bräuche, besonders germanische und keltische, sich in ungebrochener Tradition bis heute erhalten haben, ist Nazigedankengut, das sich bis heute hält.
Vielleicht hatten die Menschen zu verschiedenen Zeiten einfach die selben Ideen für Feste und Riten.
Wie du Imbolc und Lichtmess feiern kannst
Das Fest zu Anfang Februar hat also Ursprünge in verschiedenen Kulturkreisen und Jahrhunderten von Irland, über das Alte Rom bis in die christliche Neuzeit. Auch die Riten wechselten lebhaft. Wie kannst du aus diesem Wirrwarr jetzt herausfinden, wie du feierst?
Zum einen: du bist nicht verpflichtet, streng nach einer Tradition zu feiern.
Zum anderen: viele Bräuche sind erst ab 1950 so wirklich aktiv.
Deswegen: Entspann dich! Alles kann, nichts muss!
Bräuche sind dazu da, um den Wandel in der Natur rituell nachzuvollziehen und so mit der Natur mit zu leben.
4 Ideen für deine Feier
- Zero Cost: Fühle die Natur: setz dich mit einer Decke und heißem Tee nach draußen und fühle. Leg deine Hände auf den Boden. Ist er gefroren oder weich? Was kannst du sehen? Sind schon erste Frühblüher da? Was kannst du hören? Singen schon die ersten Vögel? Geh nachts raus und genieße die knackig kalten, klaren Nächte. Lass dich durchpusten und reinigen. Lass dich vom Sternenhimmel verzaubern.
- Zero Waste: Kerzen gießen: Ich sammle meine Kerzenreste übers Jahr und gieße an Lichtmess daraus eine neue Kerze. Zero Waste verbunden mit Wünschen und Gebeten, die ich ins flüssige Wachs spreche ergeben eine mächtige Schutzkerze. Der Natur gefällt das!
- Für Grünhexen: Die Samen wecken: Such dir aus, welche Pflanzenwesen du dieses Jahr im Garten oder auf der Fensterbank einladen möchtest. Gib die Samen in eine Schüssel oder halte das Samentütchen zwischen deinen warmen Händen. Wärme die Samen mit deinen Händen und sprich den Namen des Pflanzengeistes. z.B.: “Beifuß, wach auf! Es wird Zeit!”
- Imbolc-Bad mit Milch und Honig: mische 1-2 EL guten Honig vom Imker (bitte nicht aus dem Supermarkt) mit 200mL Milch oder Sahne. Optional: Gib drei Tropfen ätherisches Orangenöl und 1-2 Tropfen Vanilleextrakt dazu. Alles gut verrühren und probieren. (Ja, das ist das tolle an Naturkosmetik!) Gegebenenfalls nachwürzen. Dann gibst du die Mischung in dein heißes, einlaufendes Badewasser und genießt dein pflegendes Bad.
Was Imbolc für mich bedeutet
Für mich ist Imbolc ein Fest der Hoffnung auf den Frühling. Es ist ein Gefühl, wie wenn in der zu Ende gehenden Menstruation sich das erste bisschen Motivation zeigt. Es ist nur eine ganz kleine Regung, aber deutlich genug. Im weiblichen Lebenskreis ist das der Moment, in dem die dunkle Mutter stirbt, zur Wandlerin zurückkehrt und als Tochter wiedergeboren wird. Es ist die Verbindung von Tod und Leben. In der Natur ist das gerade besonders spürbar.
Der Segen der Heiligen Brigid
Möge Brigid dieses Haus segnen, in dem du wohnst,
Jeden Kamin, jede Wand und jede Tür,
Jedes Herz, das unter seinem Dach schlägt,
Jede Hand, die sich abmüht, ihm Freude zu bringen,
Jeden Fuß, der durch seine Pforten schreitet,
Möge Brigid das Haus segnen, das dich beherbergt.
aus Irland
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karneval,_Fastnacht_und_Fasching
Maria Lichtmess: Datum & Bedeutung, Bräuche, Bauernregeln (augsburger-allgemeine.de)
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