Wenn der Sommer knallt, die Haut juckt oder das Gemüt brennt – dann ist Zeit für kühlende Kräuter.
Kühlende Heilpflanzen sind in der westlichen Pflanzenheilkunde nicht nur ein netter Ausgleich bei warmem Wetter, sondern können gezielt bei bestimmten Beschwerdebildern unterstützen. Hitze im Körper – das ist nicht nur ein ayurvedisches Konzept, sondern lässt sich auch körperlich spüren: entzündete Haut, innere Unruhe, fieberhafte Infekte oder einfach ein überreiztes Nervenkostüm.
In diesem Artikel erfährst du:
- Wann Kühlen wirklich sinnvoll ist
- Welche Pflanzen eine kühlende Qualität haben
- Wie du sie sicher anwendest
- Und wann du lieber auf andere Wirkweisen setzen solltest.
Was bedeutet „kühlend“ eigentlich?
Wenn wir in der Pflanzenheilkunde von kühlenden Kräutern sprechen, meinen wir ihre Wirkung auf das Körper-Geist-System. Diese Pflanzen helfen, übermäßige Hitze – z. B. durch Entzündungen, Reizungen, Fieber oder emotionale Aufwallungen – zu reduzieren.
In der ayurvedischen Sichtweise geht es oft um ein Pitta-Übermaß: zu viel Feuer im System, sichtbar in Hautproblemen, Gereiztheit, Hitzewallungen oder Durchfall. Auch im Sommer oder bei nervlicher Überreizung braucht der Körper manchmal eine Pause vom inneren Glühen.
In der traditionellen Pflanzenheilkunde aktivieren kühlende Kräuter einen der drei Hauptausscheidungswege des Körpers: Verdauung (Darm), Nieren/Blase oder Haut. Diese Pflanzen sorgen dafür, dass etwas aus dem Körper ausgeleitet wird. Das wird als kühlend bezeichnet. Das kannst du bei schweißtreibenden Pflanzen auch wirklich spüren, bei bitteren Pflanzen merkst du es über den bitteren Schauer, der dir über den Rücken läuft. Wobei wenn du exzessiv bittere Pflanzen zu dir nimmst, kann es durchaus sein, dass du anfängst, zu frieren.
So zeigt sich die Hitze im Menschen
Entzündungen zeigen sich oft durch Hitze. Das Gewebe fühlt sich heiß an und du siehst geweitete Adern und eine rosige bis rote Haut.
Achtung: Hitze (also erhöhte Stoffwechselaktivität) ist oft nicht der Grund für Entzündungen! Natürlich gibt es Entzündungen aufgrund erhöhter Stoffwechselaktivität oder Pitta-Überschuss. Viel häufiger sind aber Entzündungen mit drunterliegender Kälte, Stagnation oder Trockenheit. Hier ist die Entzündungshitze nur das Symptom, aber nicht das Problem. Bitterpflanzen helfen hier nur oberflächlich und sollten nicht zu lange angewendet werden, um das eigentliche Problem nicht noch zu verstärken.
Hier sind vier starke Heilpflanzen, die dich auf verschiedenste Art und Weise kühlen:
1. Löwenzahnkraut (Taraxacum officinale herba) – Bitterstoff-Power für die Nieren
Löwenzahnkraut ist ein kraftvolles Mittel, das vor allem über die Nieren wirkt. Seine Bitterstoffe regen die Niere an, mehr Harn zu produzieren. Wenn der Körper über die Haut entgiftet, in Form von Akne und Pusteln, kann ein Tee aus Löwenzahnkraut die Nieren beim Ausspülen von Stoffwechselresten, wie Hormonen unterstützen.
Mehr über Löwenzahn kannst du hier nachlesen: 5 Fragen zu Löwenzahn

2. Holunderblüten (Sambucus nigra flos) – Schweißtreibende Kühlung
Holunderblüten sind ein klassisches Mittel gegen Hitze im Körper. Ihre schweißtreibende Wirkung hilft, Hitze nach außen abzuleiten, insbesondere bei fiebrigen Infekten oder sommerlicher Hitze. Indem sie die Poren öffnen und die Schweißbildung anregen, tragen sie zur natürlichen Regulation der Körpertemperatur bei. Ganz nebenbei sind sie super lecker! Was man von der nächsten Pflanze nicht behaupten kann…
3. Löwenzahnwurzel (Taraxacum officinale radix) – Bitterstoffe für die Leber
Die Wurzel des Löwenzahns hat eine noch intensivere bittere Wirkung als das Kraut. Sie sorgt für eine stärkere Gallenproduktion und Ausschüttung. Damit hilft sie nicht nur der Leber, sondern auch dem Darm. Die Gallensäuren helfen bei der Verdauung der Nahrungsfette im Darm und entlasten so die Leber bei der Weiterverarbeitung der Fettbestandteile. So verbessert sich nicht nur die Verdauung, sondern im Zweifelsfall auch die Blutfettwerte.
4. Sonnenhut (Echinacea) – Lymphreinigung und Immunstärkung
Sonnenhut, besser bekannt als Echinacea, unterstützt das Lymphsystem und hilft dem Körper, überflüssige Hitze und Immunstoffe auszuleiten. Seine immunstimulierende Wirkung sorgt für eine stärkere Bildung von Immunzellen und die lymphanregende Wirkung sorgt für deren besseren Transport. Warum Sonnenhut kalt ist? Probier mal einen Tee oder eine Tinktur aus Kraut oder Wurzel, das ist prickelnd kalt auf der Zunge!

Natürliche Abkühlung durch Heilpflanzen
Diese vier Heilpflanzen helfen auf unterschiedliche Weise, den Körper zu entlasten und überschüssige Hitze auszuleiten. Ob über die Verdauung, die Nieren oder die Haut – sie können dich dabei unterstützen, dein inneres Gleichgewicht zu bewahren und Entzündungen sanft zu lindern. Nutze sie gezielt, um dich auch an heißen Tagen oder in stressigen Zeiten wohlzufühlen!
Wann ist Kühlen sinnvoll – und wann nicht?
Kühlen ist sinnvoll bei:
- Sommerhitze, Hitzewallungen, Sonnenbrand
- Entzündlichen Hautreaktionen (z. B. Nesselsucht, Ekzemen)
- Fieber mit Unruhe
- Emotionale Reizbarkeit oder Zorn (klassisch: Pitta aus dem Ruder)
Nicht sinnvoll bei:
- Kaltem Frösteln, kalten Händen/Füßen
- Schwachem Kreislauf
- Verdauungsschwäche (besonders morgens!)
- Depressiver Erschöpfung (kühlende Pflanzen könnten das noch verstärken)
Reflexionsimpuls: „Wo verbrenne ich zu viel Energie?“
Manchmal zeigt sich Hitze auch im Lebensstil: ständiger Druck, Reizüberflutung, zu viele To-dos. Kühlende Pflanzen können dann ein körperlicher Reminder sein, mal wieder runterzukommen.
Welche Erfahrungen hast du schon mit kühlenden Kräutern gemacht?