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Die Rauhnächte – historische Bräuche für eine moderne Zeit

Die Rauhnächte - historische Bräuche für eine moderne Zeit

Die Rauhnächte sind die 12 heiligen Tage von Weihnachten. Rauhnachtsbräuche sind die letzten wirklich noch lebendigen Zeugen der Volksmagie. In diesem Post schaue ich mir verschiedene Rauhnachtsbräuche an, versuche die ursprüngliche Bedeutung zu ergründen und daraus moderne Anwendungen abzuleiten. Denn jetzt mal ganz ehrlich – wer kann sich heute noch leisten, alle (Wagen-)Räder still stehen zu lassen?

Die Rauhnächte - historische Bräuche für eine moderne Zeit

Die Rauhnächte – historische Ursprünge

Im Gegensatz zu den 8 Wicca-Jahreskreisfesten, die moderne Erfindungen der 1950er Jahre sind, sind die Rauhnächte letzte lebendige Zeugen des alten Volksbrauchtums in Mitteleuropa, dem Alpenraum und teilw. Osteuropa.

Die Rauhnächte sind entgegen vielen Behauptungen aus dem Internet keine keltischen Bräuche, sondern – da sind sich die EthnologInnen einig – germanische Bräuche. Das zeigt sich schon daran, dass die Rauhnächte oder 12 Days of Christmas in Irland unbekannt waren in einer Zeit, als diese Bräuche in Mitteleuropa und England weit verbreitet waren.

Wahrscheinlich haben sich die Rauhnachtsbräuche von Norddeutschland nach Süddeutschland ausgebreitet. Darauf gehe ich genauer im Abschnitt „Die Rauhnächte und… die wilde Jagd“ ein.

Zeitqualität um die Wintersonnenwende

Um die Hintergründe der Rauhnachtsbräuche zu verstehen, müssen wir wissen, wie sich diese Jahreszeit vor der Industrialisierung angefühlt hat. (Das ist noch gar nicht so lange her!)
Es war die dunkelste Zeit des Jahres. Die Häuser waren klein, die Fenster noch kleiner und oft nur von einer Herdstelle beheizt. Tageslicht gab es nur für ein paar Stunden und das reichte nur für die nötigsten Arbeiten. Oft lag tiefer Schnee und es war bitterkalt. (Die alten „Michel aus Lönneberga“-Filme stellen das sehr realistisch dar.)
An produktive Arbeit war nicht zu denken. Oft saß man gemeinsam in der Stube bei einer Kerze oder einer Fettlampe, die Männer besserten Harken und Rechen aus, die Frauen spannen. Man erzählte sich Geschichten oder dachte über das Leben nach.
Denn Ablenkung gab es keine. Kein Radio, Fernsehen, Internet.
Nur die Stille, das Geräusch der Schneefalls oder das heulen der Winterstürme, die des Nachts ums Haus fegen. Das kann ganz schön gruselig sein.
Das ist die Welt der Rauhnächte.

Die Rauhnächte und… Orakeln

In einer Zeit vor dem Wetterbericht war es in einer bäuerlichen Gesellschaft, wie der unserer Vorfahren in Mitteleuropa vor 100 Jahren (nein, ich hab keine 0 vergessen) essentiell zu wissen, welches Wetter man im kommenden Jahr zu erwarten hatte.

Es gab Wetterregeln basierend auf Naturbeobachtungen und Wetterorakel. Das bekannteste ist wohl das Zwiebelschalenorakel.

Das Zwiebelschalenorakel

Scheide eine Zwiebel der Länge nach auf, dass du 12 kleine Schälchen herauslösen kannst. Ordne jedem Zwiebelschälchen einen Monat des kommenden Jahres zu. Gib dann etwas Salz hinein und lass alles über Nacht stehen. Am nächsten Morgen prüfst du die Schälchen.
Ist das Salz trocken, ist ein Monat mit wenig Niederschlag zu erwarten. Ist das Salz nass, ist der Monat regnerisch.

Das Zwiebelschalenorakel war insofern wichtig, als dass man damit Aussaat-Termine im Frühjahr bestimmen konnte. Bedenke: Langzeit-Wetterprognosen gibt es erst seit ca. 20 Jahren.

Ein weiteres wichtiges Orakel war das Köngskerzen-Orakel. Dafür gibt es bis heute spezialisierte Königskerzen-Leser. Diese Menschen bestimmen anhand der Blüte der Königskerze wie hart der Winter wird und wie hoch Schnee fällt.

Auch das ist super wichtig gewesen.

Denn in einer Welt ohne Rundumversorgung mit Supermärkten war es Überlebenswichtig zu wissen, ob man Vorräte für 5 oder 7 Monate brauchte.

Für junge Frauen war es super wichtig zu wissen, wer wohl der Zukünftige werden würde. Denn Einfluss darauf hatten sie oftmals nicht. So versuchten sie aus einer am Stück herausgeschnittenen Apfelschale, über die linke Schulter geworfen, den Vornamen des Mannes zu ermitteln, den sie heiraten sollten.

Orakeln in der modernen Zeit

anonymous female fortune teller shuffling tarot cards at table

Heutzutage brauchen wir keine Wetterorakel und Heiratsorakel mehr. Heute leben wir in einer supervernetzten, schnellen Welt in der wir sofort Zugriff auf alles Wissen der Welt haben – nur nicht auf das, was wir sind.

Durch Ablenkungen aller Art, Stress und Sorgen haben viele Menschen den Zugang zu ihrer inneren Weisheit verloren. Sie wissen nicht, wer sie sind, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen wollen und leben von Wochenende zu Wochenende, zu Urlaub. Immer in der Hoffnung, dass der nächste Kick, der nächste Einkauf endlich die Erlösung bringt.

Spoiler: so funktioniert es nicht!

Du brauchst Zugang zu deinem Unterbewusstsein, ohne dass der Verstand ständig dazwischenfunkt. Nur dann kannst du erkennen, wer du bist und was du willst.

Orakelmethoden, wie Karten, Pendel oder Kristallkugel können dir dabei helfen, den Zugriff auf dein Unterbewusstsein wieder freizuschaufeln.

Natürlich kannst du 12 Karten ziehen mit Botschaften für jeden Monat des neuen Jahres. Oder du stellst dir konkrete Fragen zu deinen aktuellen Lebensthemen. Egal, was du tust: Orakeln hilft dir, dich selbst zu erkennen.

Die Karten sind der Spiegel in den du blickst.

Magst du, was du siehst? Super! In diese Richtung geht es weiter.

Das was du siehst ist eher nicht so schön? Nimm es an! Verschließe nicht länger die Augen und arbeite damit. Die Spinnweben in deinem Haus werden auch nicht weniger, wenn du jedes Mal die Augen zumachst. Putzen hilft.

Die Rauhnächte und… Wäsche waschen

Oh ja! Wenn wir schon beim Putzen sind. Dass man in den Rauhnächten keine Wäsche waschen soll, ist der absolute Klassiker! Doch was will uns dieser Brauch sagen?

„Alle Räder stehen still“

Spinnräder, Waschtrommeln… alles weibliche Tätigkeiten.

Während der Tage um die Wintersonnenwende steht das Jahresrad still. Die Tage sind alle gleich kurz, die Nächte lang. Wann werden die Tage wieder heller? Werden sie überhaupt wieder heller?

Wenn das Jahresrad still steht, dann sollen auch auf Erden alle Räder still stehen.

Es ist die Zeit der Besinnung und inneren Einkehr. Ruhezeit. Die Natur macht es vor, die Menschen machen es nach.

Selbst die Frauen sollen während der 12 Nächte ruhen können. So stehen sogar die Spinnräder still, die sonst unermüdlich surren.

Es ist quasi der Jahresurlaub der bäuerlichen Gemeinschaften. Ausruhen nach dem langen, anstrengenden Vegetationsjahr.

Und weil man manche Menschen zu ihrem Glück zwingen muss, gibt es das Arbeitsverbot mit dem Wäsche waschen und aufhängen. Schließlich geht in den Rauhnächten die wilde Jagd um… Die will keiner verärgern?!?

Die Rauhnächte und… die wilde Jagd

Die wilde Jagd ist das Dämonen- und Geisterheer, dass angeführt von Odin/Wodan oder Freya über das Land fegt und jeden mitnimmt, der nicht im Haus ist.

Oder ist die wilde Jagd die Gesellschaft der Ahnen, die die Lebenden besuchen kommen und Gutes mitbringen?

Zwei ganz unterschiedliche Qualitäten. Die obere Geschichte wirst du vor allem in Süddeutschland hören, die untere in Norddeutschland.

Wie kommt das?

green pine trees covered with fogs under white sky during daytime
Photo by Lum3n on Pexels.com

Ich hab dazu eine Vermutung. Ich weiß, dass sich in meiner Community auch EthnologInnen befinden: könnt ihr mir das bestätigen oder das widerlegen?

Die wilde Jagd ist ein Norddeutsches Phänomen, dass langsam von Skandinavien über Nord- und Mitteldeutschland nach Süddeutschland eingewandert ist. Ursprünglich ein freundliches Ahnenheer, das man mit Räucherwerk und Kerzen begrüßt (Quelle: C. Rätsch) wird es immer mehr zu einem bösen Dämonenheer je südlicher es kommt.

Denn meiner Vermutung nach war in Süddeutschland das Christentum schon über die Alpen gekommen und gefestigt (Ende Antike bis Frühmittelalter?), als die Sagen um die wilde Jagd hier auftauchten. Denn das Christentum hat keinen Ahnenkult, wie die heidnischen Stämme des Nordens. So wurden die freundlichen Ahnen immer mehr zu verabscheuungswürdigen Dämonen, gegen die man räuchern muss, um sie zu vertreiben.

Die Rauhnächte und… Räucherbräuche

Und damit haben wir schon einen historischen Anlass, um zu räuchern. Schutz. Schutz vor bösen Geistern, Neid, Missgunst, Unglück. Schutzräucherungen sind immer wichtig. Du kannst dafür Beifuß oder Wacholder nutzen. Oder eine andere Pflanze, die du mit Schutz assoziierst.

Reinigung ist auch ein weiterer Räucheranlass. Die traditionellen Haus- und Stallräucherungen sind Reinigungsräucherungen gewesen. Dazu wurde etwas Kohle aus dem Herd auf eine Pfanne, Bügeleisen oder Kehrschaufel gefegt und Räucherwerk, am besten vom gesegneten Mariä Himmelfahrt-Kräuterbuschen aufgelegt. Dann ist die ganze Hausgemeinschaft betend und räuchernd durch alle Räume und Stallungen gezogen. Sehr gute Räucherstoffe zur Reinigung sind Hölzer und Harze. Kienspan, Fichten- und Kiefernharz eignen sich hervorragend. Auch Weihrauch passt sehr gut als Reinigungsräucherwerk. Das schöne an den Harzen ist, dass sie nicht nur feinstofflich reinigen, sondern auch nachweislich die Luft von Pathogenen klären.

Wo gereinigt wurde, darf die Energie auch wieder aufgefüllt werden. Deshalb sind Segensräucherungen wichtig. Wir kennen die Segnung an Dreikönig mit Weihrauch und Kreidespruch an die Haustür. Vermutlich ist dieser Brauch auch Volksmagischen Ursprungs. Mit dem Segen der heiligen Drei (Könige, Bethen, Dreifaltigkeit) endet die Weihnachtszeit und die Rauhnächte.

Das Jahresrad springt nach den 12 Tagen wieder an und das Leben geht weiter.

Die Rauhnächte und… der richtige Zeitpunkt

Doch wann beginnen und enden die Rauhnächte? An der Wintersonnenwende? An Weihnachten?

Der Sinn von Weihnachten ist ja die Wiedergeburt des Sonnenkindes, des Lichts zu feiern. Also Weihnachten feiert die Wintersonnenwende. Die Rauhnächte sind die Feiertage der Wintersonnenwende. Das heißt, es bleibt dir überlassen, wann du deine Rauhnächte beginnst. Beides ist richtig.

Wie lang sind die Rauhnächte? 3 Tage? 4 oder 12 Tage? 13 Tage?

Auch hier ist es von Region zu Region verschieden. Entscheide für dich, wie viel Zeit du für die Rauhnächte aufwenden kannst und willst. Nur die 3 Weihnachtstage? Weihnachten + Dreikönig? Weihnachten + Silvester + Dreikönig? Oder die vollen 12 / 13 Tage?

Es gibt kein richtig oder falsch. Nur deine Wünsche und Bedürfnisse.

Wann beginnt eine Rauhnacht? Zu Sonnenuntergang oder um Nachts um 0 Uhr?

Hihi, dazu kursiert so viel Blödsinn!

In der Zeit vor den mechanischen Uhren konnte man die Mitternachtsstunde, also den Wechsel des Tages nicht so einfach wie heute bestimmen. Deshalb begann früher der Tag mit Einbruch der Dunkelheit, dann war Nacht, Morgen, Mittag und mit dem Abend begann der nächste Tag. Daher haben wir auch solche Begriffe, wie „Sonnabend = der Abend vor dem Sonntag“ oder „Hallowe’en = All Hallows Eve = der Vorabend vor Allerheiligen“ oder auch „Christmas Eve = der Vorabend vor Weihnachten“ in unserem Sprachgebrauch. Oder halt die RauhNÄCHTE.

Das heißt, auch hier ist es egal, ob du die Rauhnacht um 0 Uhr oder schon zu Sonnenuntergang beginnen lässt. Wichtig ist, dass du dich damit wohlfühlst und dich nicht verwirrst.

Die Rauhnächte und… die Weiblichkeit

Ohhh, ein ganz heißes Eisen!

Hier bewegen wir uns in der Terminologie des europäischen Medizinrades, das zwar modern ist, aber das ausdrückt, für das unsere nicht-technisierten Vorfahren (ich nutze absichtlich nicht vorchristlich, weil es nicht stimmt!) offensichtlich war.

Und zwar die Herrschaft der Dunkelheit.

Woher kommen alle Menschen? Richtig, aus der Dunkelheit des Mutterschoßes.

Woraus wird Baby Jesus geboren? Richtig. Aus der Dunkelheit des Mutterschoßes.

Woraus wird das Licht zur Sonnenwende wiedergeboren? Für unsere Vorfahren ganz klar: aus der Dunkelheit der Erdmutter.

Die Zeit der Dunkelheit ist eine Zeit, in der keine Produktivität möglich und nötig ist. Die Natur ruht, wir Menschen sollten das auch tun. (Stattdessen rennen wir noch mehr als sonst) Die Dunkelheit steht auch für unsere innere Dunkelheit. Denn nur in der Stille kommen unsere Gedanken, Gefühle und Ängste hoch, die wir sonst mit Ablenkung unterdrücken. Warum können so viele Menschen nur mit der Ablenkung durch ein Hörspiel einschlafen?

Die Dunkelheit ist Medizin. Wenn wir sie da sein lassen. Mit allen ihren Wirkungen.

Die Dunkelheit ist die Mutter, durch die wir neu geboren werden. Sie quetscht uns durch den Geburtskanal. Es ist eng und dicht. Aber danach ist die Weite und das Licht.

Die Dunkelheit ist der Inbegriff der Weiblichkeit, des einfach da-seins. Sein.

Kannst du SEIN? oder musst du immer etwas TUN?

Wer BIST du? Wenn du nichts TUST?

Wer BIST du?

Diese Frage ist die Essenz der modernen Rauhnächte. Diese Frage ist das Geschenk der Dunkelheit an dich.

Diese Frage quetscht dich durch den Geburtskanal in ein neues Jahr. Wer BIST du? Wer willst du SEIN?

Wohin soll dich das neue Jahr führen?

13 Nächte für mehr Selbst-Bewusstsein im neuen Jahr.

Kannst du dich führen lassen?

Dann komm mit auf eine Reise, die dich für immer verändert!

Du kannst super alleine durch die Rauhnächte gehen, keine Frage! Aber manchmal ist es gut, Hilfe anzunehmen und sich begleiten zu lassen.

Im kleinen Kreis von max. 13 Frauen begleite ich dich mit Meditationen, Coaching und Wissen rund um die 13 Archetypen der Weiblichkeit. Du wirst dich neu (Er-)finden. Denn alle Übungen und Meditationen führen dich dorthin, wo du wirklich du selbst bist. Zu deinem Wesenskern. Du legst dich selbst frei und kommst bei dir an.

Danach wirst du nicht mehr die selbe sein, aber ein großes Stück mehr du selbst.

Du machst dich frei von den Vorstellungen, wie eine Frau zu sein hat, wie sie sich verhalten sollte und was sie tun muss, um anerkannt zu sein. Du legst ab sofort deine eigenen Kriterien an deine Weiblichkeit an.

Das klingt super? Dann informiere dich hier:

Ich freu mich auf dich!

Jetzt wünsche ich dir eine Zauberhafte Weihnachtszeit, transformative Rauhnächte, egal ob mit meiner Begleitung oder alleine.

Wir sehen uns im neuen Jahr!

Steffi

2 Gedanken zu „Die Rauhnächte – historische Bräuche für eine moderne Zeit“

  1. Hallo Steffi
    Ein toller Beitrag, klar und so gut verständlich ohne Firlefanz und gedöns
    Gute Erklärungen mit „ Michel „ meinem Freund ausLönnebörga
    Die Ruhe die einkehrt.
    Mit der Königskerze wusste ich nicht und die Zwiebel -Wetterprognose probiere ich aus

    Meine Oma hat immer den Stall geräuchert wenn die Kälber geboren wurden … zur Reinigung das sie nicht krank wurden

    Liebe Grüße Beate

  2. Pingback: Warum ist mein Urlaub nicht erholsam? – Kräuter und Seele – Stefanie Lunz

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