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Venencreme mit Kastanien

Venenschwäche kann sich als Krampfadern oder Hämorrhoiden zeigen. Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) kann helfen, die Venen zu kräftigen und den Blutfluss zu verbessern. Die Venencreme ist eine Verbesserung meiner Kastanien-Schüttel-Lotion.

Welche Kastanie hilft bei Krampfadern?

Wenn ich Kastanie schreibe, dann meine ich die Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Nicht verwechseln mit der Esskastanie (Castanea sativa). Die Rosskastanie ist ein großer Laubbaum von bis zu 30m Höhe. Er ist witzigerweise bei uns in Mitteleuropa noch gar nicht so lange verbreitet. Seine Heimat ist die Balkanhalbinsel. Von dort gelangte die Kastanie als Pferdefutter mit den Osmanen im 16. Jhd. nach Wien. Dort wurde der Baum zum Modebaum in Alleen und Gärten des Adels und verbreitete sich so in ganz Mitteleuropa. Im 19. Jhd. zierte die Rosskastanie schließlich die neu entstehenden Stadtparks und Biergärten. Bis heute ist in Franken und Bayern die Kastanie DER Biergartenbaum schlechthin. Unter ihren großen Blättern lässt es sich im Sommer schattig sitzen und im Herbst erfreut sie uns mit Medizin, Waschmittel und Bastelmaterial für kleine und große Kinder 🙂

Welche Inhaltsstoffe der Kastanie helfen bei Krampfadern?

Die Kastanie besteht aus einem bunten Mix von vielen verschiedenen Inhaltsstoffen. Hauptwirkstoffe sind Saponine, die auch unter dem Sammelbegriff Aescin zusammengefasst werden. Aescin ist also keine einzelne Verbindung, sondern auch ein Vielstoffgemisch mit den Hauptkomponenten  β-Aescin und Kryptoaescin. Weitere Inhaltsstoffe sind u.a. Flavonoide, darunter vor allem Glykoside des Quercetins und des Kämpferols. Im Weiteren Gerbstoffe u.a. (-)-Epicatechin-Trimere, Stärke, Fettes Öl und Eiweisse. Keine Angst, das musst du dir nicht merken!

Aescin wirkt abdichtend auf die Blutgefäße und hemmt den Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe. Normalerweise kann bei schwachen Venen oder einer Entzündung Flüssigkeit aus den kleinsten Gefäßen (den Kapillaren) in das umliegende Gewebe übertreten. Das führt zu Schwellungen, Schweregefühl und müden Beinen. Aescin hilft, diese Undichtigkeit zu verringern. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass der Rosskastanienextrakt die Aktivität bestimmter Enzyme in den Gefäßwänden senkt. Diese Enzyme heißen lysosomale Enzyme und sind normalerweise am Abbau der Glykokalyx beteiligt. Das ist eine zuckerhaltige Schutzschicht, die die Wände der feinen Blutgefäßchen (Kapillaren) umgibt. Wenn diese Schicht erhalten bleibt, bleiben die Gefäße stabil und dichter. Dadurch gelangen weniger Eiweiße, Elektrolyte und Wasser aus dem Blut in das umliegende Gewebe. Auch das verhindert Schwellungen und schwere Beine.

In klinischen Studien (das sind Untersuchungen mit Menschen) zeigte sich, dass Rosskastaniensamenextrakt im Vergleich zu einem Placebo die Durchlässigkeit der Kapillaren deutlich senken kann. Gleichzeitig besserten sich typische Beschwerden einer chronischen Venenschwäche: müde, schwere oder gespannte Beine, Juckreiz, Schmerzen und Schwellungen gingen signifikant zurück. 1

Was ist Venenschwäche überhaupt?

Die Symptome von Venenschwäche sind Krampfadern und Hämorrhoiden. Klar. Aber um herauszufinden, was Venenschwäche wirklich ist und was dabei im Körper wirklich abgeht, müssen wir etwas tiefer blicken.

Bei Venenschwäche können die Venen ihre Spannkraft nicht aufrechterhalten. Das Gewebe wird schlaff und Blut, das normalerweise mit den Venenklappen wieder Richtung Herz transportiert wird, „versackt“ in den Venen und „leiert“ das eh schon schlaffe Gewebe weiter aus. Die Folge: Das Blut bleibt in den Beinen. Flüssigkeit aus dem Blut gelangt durch die ausgeleierten Venen ins Zwischenzellgewebe und sammelt sich dort an. Das kennst du vielleicht als „schwere Beine“ oder Ödeme. Diesen Gewebezustand, bei dem den Venen die Spannkraft fehlt, nennt jim mcdonald „Lax/Atony“. Das Gewebe ist so schwach, dass Flüssigkeit aus ihm heraustropft.

Wenn sich jetzt Flüssigkeit im Zwischenzellgewebe ansammelt, das dort nicht hingehört, entsteht ein zweiter Gewebezustand: „damp/stagnation“. Er zeigt sich durch Schwellungen und Schmerzen aufgrund von zu viel stagnierender Feuchtigkeit.

Bleibt diese stagnierende Feuchtigkeit über längere Zeit bestehen, will der Körper sie loswerden. Er versucht, die unbewegliche (=kalte) Feuchtigkeit wieder in Bewegung zu bringen, indem er sie anwärmt. Das heißt für den Körper, dass er an dieser Stelle eine Entzündungsreaktion in Gang bringt. Das nennt man dann Venenentzündung. Die Krampfadern werden heiß und schmerzen. Dieser Gewebezustand heißt „damp/heat“.

Willst du jetzt herausfinden, was in deinem Körper los ist, hast du erstmal die Symptome Hitze und Stauungen. Eine Venenentzündung ist Hitze (also Entzündung), die entsteht, weil Flüssigkeit (damp) an einer Stelle im Körper stagniert, wo sie nicht hingehört. Doch damit bist du noch nicht am Ende. Denn unter der Hitze und der Feuchtigkeit liegt als „wahrer Grund“ die Schwäche im Gewebe. Würdest du nur die Flüssigkeit im Gewebe beseitigen, würden die Schmerzen zwar besser, aber die Ursache bleibt bestehen. In der Kräuterkunde sind wir bestrebt, nicht nur Symptome zu verbessern, sondern nach der Ursache der Beschwerden zu suchen. Es ist wichtig, etwas gegen die Ödeme zu tun, aber du musst auch gleichzeitig nach dem Grund für die Ödeme suchen. Das ist die Schwäche in den Venen. Stärkst du die Venen, kann keine Flüssigkeit mehr austreten und die Ödeme treten nicht mehr auf.2

Die Rosskastanie ist in ihrer Zusammensetzung einzigartig wie genau für Krampfadern gemacht. Sie braucht nicht mit anderen Pflanzen zu einer Formulierung gemischt werden, denn sie ist perfekt, wie sie ist.

Rezept: Venencreme mit Kastanien

Für die Creme brauchst du eine Wasser- und eine Ölphase. Beide Phasen werden aus Kastanienauszügen hergestellt.

Vorbereitung

Sammle Kastanien und wasche und trockne sie ab.

Anschließend halbiere die frischen Kastanien mit einem scharfen Messer.

Dann gibst du die Kastanien in einen Mixer und häckselst sie grob. Teile die Kastanien in zwei Teile auf.

Die halbierten Kastanien
Die zerkleinerten Kastanien im Mixer

Ölphase: Kastanien-Ölauszug

Fülle die Kastanien bis zum Rand in ein Glas und fülle das dann mit Öl (Olivenöl, Mandelöl, nimm was du hast) auf.

Anschließend gibst du alles in einen breiten Topf oder eine Pfanne mit hohem Rand und lässt es 2-3 Stunden bei niedriger Hitze ausziehen. Es darf zischen, aber nicht sprudeln. Schließlich wollen wir die Kastanien ja nicht frittieren. Wenn das den Geruch und ggf. eine gelbliche Farbe angenommen hat, ist es fertig. Filtere das noch warme aber nicht heiße Öl über einen Kaffeefilter ab. Decke das Öl ab und stelle es beiseite.

Die Kastanien in heißem Öl
Abfiltern der Kastanien
Das fertige Kastanienöl

Wasserphase: Kastanien Tinktur und Rosenwasser

Nimm die zweite Hälfte Kastanien und gib sie bis zum Rand in ein Schraubglas. Fülle das Glas mit Alkohol (ca. 70%) auf und lass alles ca. 2 Wochen ziehen. Schüttle immer mal wieder.

Dann filtere über einem Kaffeefilter ab.

Gib die Kastanien wieder in das Glas. Die Tinktur stellst du beiseite.

Gieße Rosenwasser über die Kastanien und lass alles nochmal zwei Tage ziehen und filtere dann wieder ab.

Kompostiere die Kastanien und behalte den Kastanien-Rosenwasserauszug.

Creme rühren: Öl und Wasser verbinden

Ölphase

100g Kastanien-Ölauszug

30g Kakaobutter

20g Kokosöl

15g Bienenwachs

im Wasserbad schmelzen und anschließend abkühlen lassen.

Wasserphase

60 mL Kastanien-Tinktur

60mL Kastanien-Rosenwasser

30mL Aloe Vera-Saft

mischen

Creme

Gib die Ölphase in einen hohen Mixbecher.

Mixe die Ölphase mit einem Pürierstab auf und lass in einem dünnen Strahl die Wasserphase vorsichtig einlaufen. Beide Phasen müssen dieselbe Temperatur haben!

Wenn eine dicke Creme entstanden ist, stelle den Mixer ab und fülle die Creme in kleine Tiegel.

Beschrifte mit Herstellungsdatum, Zutaten und Verwendungszweck.

Die fertige Kastanien-Creme
Kastanien, der Ölauszug, die Tinktur, das Rosenwasser und die fertige Creme

Anwendung der Kastanien-Venencreme

Gib die Creme großzügig auf deine Beine und lass die Creme einziehen. Mehrmals täglich in Akutfällen wiederholen.

Hinweis: Diese Creme ersetzt nicht den Arztbesuch! Die Autorin haftet nicht für Schäden!

  1. Heilpflanzen: Rosskastanie – Aesculus hippocastanum ↩︎
  2. Kat Meier: Energetic Herbalism. A Guide to Sacred Plant Traditions Integrating Elements of Vitalism, Ayurveda, and Chinese Medicine. Vermont/London 2021. ↩︎

1 Gedanke zu „Venencreme mit Kastanien“

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