Wenn du mit den Kräutern anfangen willst, aber völlig überfordert bist: die große Anleitung für deinen Start ins Kräuterwissen
Ich weiß, wie du dich fühlst.
Vielleicht sitzt du da, schaust auf die ganzen Bücher, Videos, Blogartikel und Kräuterlisten, und denkst dir:
„Wie soll ich mir das alles merken? Wo fang ich bloß an?“🤯
Ich verspreche dir: Du bist nicht allein.
So ging es uns allen, die irgendwann in die Kräuterwelt eingetaucht sind. Auch ich war mal da, wo du jetzt gerade bist.
Die gute Nachricht ist:
Du musst nicht alles wissen.
Du musst nicht gleich deinen eigenen Kräutergarten anlegen oder ein halbes Labor in deiner Küche eröffnen.
Du brauchst nur einen Anfangspunkt. Und der liegt viel näher, als du denkst.
Mit Kräutern anfangen Schritt 1: Es beginnt mit deinem Körper
Kräuterwissen beginnt nicht im Kopf. Es beginnt in deinem Körper, in deinen Sinnen, in deiner Verbindung mit der Natur.
Ich habe so viele Menschen gesehen, die verzweifelt versuchen sich komplizierte Inhaltsstofflisten (Polysaccharide) zu merken oder sich mit medizinischen Wirkungsbeschreibungen (anti-dysmenorrhoisch, anti-dispeptisch) herumquälen. Und wenn sie es doch geschafft haben, sich das alles zu merken, stellen sie fest, dass sie keine Ahnung haben, was das bedeutet und wie sie das Wissen anwenden können.
Leute, so geht es nicht weiter!
Lass für deinen ersten Schritt die Bücher weg.
Geh hinaus. Atme. Schau dich um.
Such dir eine einzige Pflanze, die dich anspricht. Vielleicht ist es die Brennnessel, die dich sonst nervt. Oder die Kamille mit ihrem vertrauten Duft.
Setz dich zu ihr. Schau sie an. Riech sie. Berühr sie.
So fängt echtes Kräuterwissen an: mit Fühlen, nicht mit Auswendiglernen.
Wenn du eine Pflanze mit deinem Körper fühlst, riechst, schmeckst, öffnet sich ein Tor. Und durch dieses Tor beginnt dein Weg.
Mit Kräutern anfangen Schritt 2: Dein Küchenschrank ist deine erste Hausapotheke
Viele glauben, sie müssten erst Dutzende Pflanzen kennen, bevor sie loslegen können. Oder vielleicht denkst du, du müsstest zuerst Wildkräuter sammeln.
Aber schau mal in deine Küche! Du hast längst Heilpflanzen zuhause!
- Pfefferminze
- Kamille
- Thymian
- Zimt
- Ingwer
- Kaffee (ja, der ist eine Heilpflanze!)
Alle diese Kräuter sind potente Heilpflanzen. Fang da an, wo du gerade bist.
Mach dir heute noch einen Tee oder Kaffee. Setz dich hin, nimm einen Schluck und frag dich:
Was passiert in meinem Körper, wenn ich das trinke?
So wächst dein Wissen ganz natürlich durch Erfahrung. Von ganz alleine und ohne Anstrengung.
Mit Kräutern anfangen Schritt 3: Lerne die Energetik kennen: die Sprache der Pflanzen und Menschen
Jede Pflanze hat eine eigene Energie.
Sie kann wärmend oder kühlend, befeuchtend oder trocknend, anregend oder entspannend wirken.
Diese energetische Sprache ist die gemeinsame Brücke zwischen Pflanze und Mensch. Denn wir Menschen können uns warm, kalt, feucht, trocken, angeregt und entspannt fühlen.
Wenn du lernst, deinen Körper und die Pflanzen zu fühlen, brauchst du keine endlosen Listen von Inhaltsstoffen.
Du erkennst intuitiv, welche Pflanze zu dir passt.
Beispiel: Dein erster Sinnesmoment mit Ingwer
Mach dir jetzt einen Ingwertee – frisch oder getrocknet, wie du magst.
Rezept:
- 3–4 Scheiben frischer Ingwer (oder 1 TL getrockneter Ingwer)
- 250 ml heißes Wasser
- 10 Minuten ziehen lassen
Atme vorsichtig den Dampf ein.
Schließe die Augen und spüre, wie er durch deine Nase aufsteigt.
Vielleicht kitzelt er leicht, vielleicht fühlst du schon jetzt Wärme in deinen Nebenhöhlen.
Nimm dann den ersten Schluck.
Lass den Tee auf der Zunge verweilen.
Wie schmeckt er? Scharf? Warm? Rund?
Und was passiert im Körper, wenn du schluckst? Wandert die Wärme in den Bauch, breitet sie sich in Händen und Füßen aus?
Das ist die Wirkung des Ingwers: wärmend, kreislaufanregend. Brauchst du jetzt, nachdem du das gefühlt hast noch die Liste mit den Wirkungen? Höchstens, um das Gefühl in dir wieder wachzurufen. Du siehst, es ist ein ganz anderer Lernansatz.
Journal-Impuls:
Schreib danach auf, was du wahrgenommen hast.
- Wie hat der Tee geschmeckt?
- Was hast du im Körper gespürt?
- Wie ist deine Stimmung jetzt? Hat der Tee dir gut getan oder nicht?
Mit der Zeit wirst du Muster erkennen und verstehen, was dein Körper braucht.

Mit Kräutern anfangen Schritt 4: Finde deinen eigenen Lernstil
Du darfst deinen Weg gehen und nicht den, den jemand anders für richtig hält.
Vielleicht lernst du durch bewusstes Teetrinken und Meditieren mit den Pflanzen, vielleicht durch Beobachtung und Zeichnen von Pflanzen, vielleicht durchs Aufschreiben von Erfahrungen.
Dein Weg ist genau der richtige, weil er deiner ist. Kräuter sind ein Lebensstil. Lass die Kräuter in dein Leben, dann lernst du ganz einfach nebenbei.
Mit Kräutern anfangen Schritt 5: Nimm den Druck raus!!!
Du musst nicht alles von Anfang an wissen.
Du darfst langsam wachsen. Die Pflanzen wachsen auch nicht in einem Tag.
Erlaube dir, eine Anfängerin zu sein. Erlaube dir, erstmal wenig zu wissen.
Fang mit einer Pflanze im Monat an. Mach dir eine Liste mit deiner Pflanze für Januar, Februar etc. Kümmere dich in diesem Monat nur um diese eine Pflanze. Recherchiere Zubereitungsweisen in den Büchern und probiere sie aus. Tee, Tinktur, Öl, Salbe, Essigauszug, oder etwas anderes? Wie kannst du die Pflanze in dein tägliches Leben einbauen?
In einem Jahr kennst du zwölf Pflanzen wirklich. Nicht nur vom Namen her und von den Listen, sondern mit deiner eigenen Erfahrung.
Das ist echtes Kräuterwissen: gelebtes Erfahrungswissen statt Listenwissen.
Inspiration für verschiedene Pflanzen pro Monat findest du in meinem Ernte- und Sammelkalender:
Der perfekte Zeitpunkt ist jetzt
Es gibt keinen perfekten Moment, um anzufangen.
Du musst nicht warten, bis du mehr weißt oder mehr Zeit hast.
Alles, was du brauchst, ist Neugier und deine erste Tasse Tee.
Also:
Setz dich hin.
Atme.
Mach dir einen Ingwertee.
Schreib auf, was du spürst.
Das ist dein Anfang. Und er ist genau richtig so. Erlaube dir, anzufangen. Das Wissen kommt durchs TUN, nicht durchs Lesen und Auswendiglernen.
