Räuchern ist ein uraltes Ritual, das in vielen Kulturen zur Reinigung, Meditation und spirituellen Praxis eingesetzt wird. Doch nicht jedes Räucherwerk ist unbedenklich. Insbesondere künstlich parfümierte und gefärbte Räucherstäbchen und -kegel können gesundheitliche Risiken bergen. In diesem Artikel erfährst du, wie du Fake-Räucherwerk entlarvst und wie du natürliches Räucherwerk erkennst.
Warum gibt es überhaupt Fake-Räucherwerk?
Naja, wir leben in einer Welt, in der Unternehmen nur überleben, wenn sie Gewinn machen. Echte, natürliche Räucherstoffe, wie Kräuter und Harze sind teuer und in der Menge, wie sie für Räucherwerk gebraucht werden auch kaum zu bekommen.
Also versuchen die Unternehmen, so günstig wie möglich zu produzieren. Räucherstäbchen bestehen aus dem Holzstab im inneren, auf den dann mit Bindemittel versehenes (manchmal gefärbtes) Holzpulver aufgetragen wird. Fertig ist das Räucherstäbchen!
Ach so, der Duft fehlt noch, stimmt. Ja der kommt nicht durch die teuren Harze, sondern durch billige Duftöle, die die Düfte der echten Pflanzen nachahmen sollen. Außerdem sind so auch Düfte, wie Maracuja oder Himbeere möglich, die es mit natürlichen Stoffen gar nicht gäbe.
Dann kommt das alles noch in eine hochwertige Verpackung mit Gold und Glitzer und fertig ist das Premium-Räucherstäbchen für eine garantiert positive Atmosphäre!
Welche Gesundheitsgefahren gehen von Fake-Räucherwerk aus?
Die künstlichen Duftöle, mit denen das Räucherwerk getränkt wird, sind weitgehend unreguliert. Mehr dazu im nächsten Absatz. Die Firmen dürfen wirklich alles verwenden, was es gibt. Meistens ist das Holzpulver zusätzlich knallbunt gefärbt.
Wenn du ein solches Räucherstäbchen oder einen bunten Räucherkegel anzündest, dann glimmt ja nicht nur das Holzpulver, sondern auch alle Bindemittel, Duftöle und Farbstoffe verschmurgeln in der Glut. Dabei entsteht eine wilde Mischung aus Feinstaub und Chemikalien, die du dann einatmest.
Das betrifft nicht nur deine Lunge, sondern der ultrafeine Feinstaub und die Chemikalien gehen über die Lunge bis in dein Blut und verteilen sich dann im ganzen Körper, wo sie definitiv nicht hingehören! Was passiert, wenn du diese Mixtur wiederholt über eine längere Zeit einatmest, kannst du dir bei den Tabakzigaretten anschauen. Die waren nämlich eine ganze Weile auch künstlich aromatisiert (also parfümiert). Inzwischen ist das alles verboten, weil es die Schädlichkeit des Tabaks noch weiter erhöht.
Tatsächlich sind die ausgestoßenen Partikelgrößen beim Räuchern auf Kohle am größten. Räucherkegel und Stäbchen stoßen die kleinsten und damit lungengängigsten Partikel aus.
Untersuchung zu Feinstaub in Räucherwerk: Characterization of emissions from burning incense – ScienceDirect
Warum müssen künstliche Duftstoffe beim Räucherwerk nicht gekennzeichnet werden?
In Deutschland fällt Räucherwerk unter die Bedarfsgegenstände, wie Duftkerzen oder Duftöle für die Öllampe.
Von den Lebensmitteln sind wir gewohnt, dass es eine Reihe von Regularien gibt, die die Qualität sicherstellen sollen. Außerdem kennen wir Zutatenlisten und Nährwerttabellen, die für uns VerbraucherInnen transparent machen sollen, was alles in den Lebensmitteln drin ist. Und: es darf nichts drin sein, was nicht auch draufsteht.
Bei den Bedarfsgegenständen und damit beim Räucherwerk ist das anders. Es muss weder die Zusammensetzung und die Inhaltsstoffe draufstehen, noch muss das drin sein, was draufsteht.
Ein Beispiel: du siehst im Laden leckere Vanille-Räucherstäbchen. Auf der Verpackung ist eine Vanilleschote abgebildet. Du riechst an der Packung und es duftet wirklich penetrant nach Vanille. Nach dem Lebensmittelgesetz müsste jetzt echte Vanille in dem Räucherstäbchen sein. Ist es aber nicht. Denn als Bedarfsgegenstand darf beim Räucherwerk alles auf der Verpackung stehen, die Wahrheit muss es nicht sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den Vanille-Räucherstäbchen auch wirklich echte Vanille drin ist, geht gegen Null. Aber du wirst die Wahrheit auch nie erfahren, denn der Hersteller muss seine Zutatenliste nicht auf der Packung veröffentlichen.
So erkennst du qualitativ hochwertiges Räucherwerk
Bei Räucherstäbchen ist es fast unmöglich gute Qualität zu bekommen, denn du musst dich auf die freiwilligen Angaben des Herstellers verlassen. Hier einige Tipps, worauf du achten kannst:
Natürliche Inhaltsstoffe: Bevorzuge Produkte, die aus reinen Harzen, Hölzern, Kräutern oder Blüten bestehen, ohne synthetische Zusätze.
Absolute No-Gos hier sind:
- knallige Farben
- penetrante Düfte, die aus der Packung schon den Raum beduften
- Duftrichtungen nach Früchten oder Fantasy-Düfte
- Aufschriften, wie „hochwertiger Duft“ oder „Premium“ sind keine Qualitätsmerkmale
- auch „Handgemacht“ oder „Handgerollt“ ist kein Zeichen dafür, dass keine gesundheitsschädlichen Substanzen verwendet wurden.
Erwäge, dein Räucherwerk selbst herzustellen oder auf Kohle zu räuchern. So hast du volle Kontrolle über die verwendeten Zutaten und kannst sicherstellen, dass keine schädlichen Stoffe enthalten sind.
Räuchern auf Kohle ist nicht so schwierig, wie du denkst. Ich erkläre dir in meinem Räucherkurs RäucherMagie Schritt für Schritt, wie es geht und wie du richtig gute Harze und Kräuter erkennst, lagerst und verwendest.
Vorsichtsmaßnahmen beim Räuchern von Räucherstäbchen
Lüfte nach dem Räuchern kräftig durch. Stelle sicher, dass Kinder und Tiere sich nicht im Raum befinden, wenn du Räucherstäbchen oder -kegel abbrennst. Auch bei Asthma und weiteren Lungenerkrankungen ist Vorsicht geboten.
Wenn du Kopfschmerzen bekommst, mach das Räucherstäbchen sofort aus und lüfte kräftig.
Begrenze deine Räucheraktivität auf maximal ein Räucherstäbchen pro Woche.
Lass am besten das Räucherstäbchen ganz aus, wenn du empfindlich bist. Räuchere mit einem Teelichtstövchen völlig Rauch- und damit Feinstaubfrei. Wie das geht, erfährst du in meinem Räucherkurs. Schau mal vorbei!
Zusammenfassung
Während das Räuchern eine bereichernde Praxis sein kann, ist Vorsicht geboten bei der Auswahl der Produkte. Aufgrund fehlender Kennzeichnungspflichten und möglicher gesundheitlicher Risiken durch künstlich parfümiertes Räucherwerk ist es ratsam, auf natürliche und qualitativ hochwertige Alternativen zurückzugreifen. So kannst du die positiven Aspekte des Räucherns genießen, ohne deine Gesundheit zu gefährden.