Wenn du mit Heilpflanzen arbeitest, stolperst du schnell über Begriffe wie adstringierend, tonisierend oder feucht-trocken. Viele davon stammen aus der alten Kräuterlehre oder aus der modernen Phytotherapie. Und nicht selten werden sie durcheinander oder missverständlich verwendet.
In diesem Glossar erkläre ich dir die wichtigsten Begriffe aus der Kräuterkunde. Du erfährst,
- wie Pflanzen energetisch wirken (warm, kühl, feucht, trocken),
- welche Zubereitungen du nutzen kannst,
- was Begriffe wie Tonikum oder Diuretikum wirklich bedeuten,
- und einen kompakten Überblick über Gewebezustände.
Ich habe die Begriffe in 5 Kategorien eingeteilt: Pflanzliche Wirkungen, Gewebezustände, Zubereitungsarten, Energetik und Begriffe traditioneller Systeme. Lass uns loslegen!
Pflanzliche Wirkungen
Das sind Begriffe, die beschreiben, wie Pflanzen auf den Körper wirken. Diese Wirkungen stammen aus der Erfahrungsheilkunde oder der modernen Phytotherapie und lassen sich teilweise chemisch erklären.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Adstringierend | Zusammenziehend. Reduziert übermäßige Feuchtigkeit, strafft Gewebe. Typisch für Gerbstoffpflanzen wie Eichenrinde oder Blutwurz. |
| Alterativ | Stoffwechselregulierend. Unterstützt den Körper, sich langfristig selbst zu reinigen und ins Gleichgewicht zu bringen. Beispiele: Brennnessel, Klettenwurzel. |
| Antiseptisch | Keimhemmend. Wirkt gegen Bakterien oder Pilze, z. B. Thymian, Salbei. Problematischer Begriff, da oft missverständlich als „pflanzliches Antibiotikum“ verwendet. |
| Aromatisch | Würzig, enthält ätherische Öle z. B. Rosmarin, Minze. |
| Carminativ | Entblähend, fördert den Abgang von Gasen. Typisch: Fenchel, Anis, Kümmel. |
| Cholagog | Fördert den Gallenfluss. Meist Bitter. Unterstützt Leber und Verdauung (z. B. Löwenzahn, Wermut). |
| Diaphoretisch | Schweißtreibend, regt die Haut an, Wärme durch Schweißproduktion auszuleiten (z. B. Holunderblüten). |
| Diuretisch | Harntreibend. Meist hoher Mineraliengehalt. Unterstützt Nieren und Wasserhaushalt (z. B. Birkenblätter, Goldrute). |
| Emmenagog | Fördert die Menstruation. Achtung! Oft mit abtreibender Wirkung verbunden! z.B. Schafgarbe oder Rosmarin. |
| Expectorierend | Schleimlösend, erleichtert das Abhusten (z. B. Thymian). |
| Hepatoprotektiv | Leberschützend (Mariendistel, Löwenzahnwurzel). |
| Nervinikum | Nervenstärkend, ausgleichend bei Stress (Hafer, Melisse, Passionsblume). |
| Sedativ | Beruhigend, dämpfend auf das Nervensystem (Baldrian, Hopfen). |
| Stimulans | Anregend, fördert Kreislauf und Stoffwechsel (Rosmarin, Pfeffer, Ingwer). |
| Tonisierend | Aufbauend, stärkend für schwaches Gewebe (Ginseng, Brennnessel). |
Gewebezustände
Die verschiedenen Organe und Gewebetypen können auf verschiedene Weisen aus dem Gleichgewicht geraten. Frage dich: Wie fühlt sich das Gewebe an?
Trocken? Feucht? Überhitzt? Schwach? Die folgenden Begriffe beschreiben diese Zustände.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Trockenheit | Mangel an Flüssigkeit – spröde Haut, trockene Schleimhäute, über mäßige Trockenheit führt zu Reizungen. |
| Feuchtigkeit | Übermaß an Schleim, Flüssigkeit, Müdigkeit, Schweregefühl. Manchmal mit Ödemen beschrieben. Führt im Übermaß zu Entzündungen |
| Hitze | Entzündung, Reizbarkeit, rote Haut, Hitzewallungen. |
| Kälte | Trägheit, Blässe, langsamer Stoffwechsel. |
| Anspannung (Tension) | Verspannungen, Verkrampfungen, nervöse Unruhe, oft Symptome von Stress. |
| Schwäche (Atrophy) | Erschöpfung, zu wenig Durchblutung, ausgemergeltes Gewebe, oft als Folge von Trockenheit. |
| Stagnation | Stillstand von Energie, Lymphe oder Blut, oft als Folge von zu viel Kälte und/oder Feuchtigkeit. |
Zubereitungsarten
Wie du die Pflanze verarbeitest, bestimmt, welche Stoffe du herauslöst und welche Wirkung sie dadurch entfaltet.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Infus (Teeaufguss) | Zarte Pflanzenteile mit heißem Wasser übergießen, 5–10 Minuten ziehen lassen. |
| Dekokt (Abkochung) | Harte Pflanzenteile (Wurzeln, Rinden) werden 10–20 Minuten gekocht. |
| Mazerat (Kaltauszug) | Kaltes Wasser über Schleimstoffpflanzen (z. B. Eibisch) geben, mehrere Stunden ziehen lassen. |
| Tinktur | Alkoholischer Auszug (z. B. 40 % Vol.), löst die meisten Inhaltsstoffe. |
| Glycerit | Pflanzenauszug mit Glycerin statt Alkohol, süßlich und alkoholfrei. |
| Ölauszug (Mazerat in Öl) | getrocknete Pflanzenteile in Öl einlegen, 2–6 Wochen ziehen lassen. Geht auch schneller: Heilsame Ölauszüge für Kulinarik und Kosmetik |
| Salbe | Kombination aus Ölauszug und Wachs. Schützt, pflegt, heilt. |
| Creme | Öl- und Wasserphase verbinden sich zu einer seidigen, feuchtigkeitsspendenden Creme. |
| Sirup | Süße Heilpflanzenauszüge aus Zucker und Wasser |
| Elixier | Alkoholischer Auszug mit Honig oder Zucker, auch: Likör |
| Oxymel | Mischung aus Honig und Essig, oft mit Kräutern oder Früchten |
| Hydrolat | wässriges Nebenprodukt der ätherisch-Öl- Destillation. Gut als Wasserphase von Cremes geeignet. |
Energetik
Die energetische Qualität beschreibt, wie sich eine Pflanze im Körper verhält: warm, kühl, feucht, trocken oder in ihrer Bewegungsrichtung. Es ist eine andere Ausdrucksweise für pflanzliche Wirkungen.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Wärmend | Regt Durchblutung und Stoffwechsel an. Beispiel: Ingwer, Rosmarin. |
| Kühlend | Senkt Hitzeerscheinungen, beruhigt Entzündungen. Beispiel: Pfefferminze, Melisse. |
| Befeuchtend | Befeuchtet trockene Schleimhäute. Beispiel: Malve, Eibisch. |
| Trocknend | Reduziert übermäßige Wasseransammlungen. Oft schweißtreibend oder diuretisch. Beispiel: Salbei, Schafgarbe. |
| Aufsteigend | Treibt Körperwärme von unten nach oben, öffnet die Poren. Beispiel: Chili, Ingwer. |
| Absteigend | Beruhigend, erdend, fördert Ausscheidung über Nieren oder Darm. Beispiel: Löwenzahn, Hopfen. |
| Tonisierend | Stärkt das Gewebe, bringt Nährstoffe. Beispiel: Brennnessel, Hafer. |
| Entspannend | Senkt den Nerventonus, hilft oft beim Einschlafen. Beispiel: Lavendel, Melisse, Hopfen. |
Begriffe traditioneller Systeme
Brücke zwischen westlicher Kräuterkunde, Ayurveda und der modernen Energetik. Traditionelle Systeme, wie Ayurveda und TCM verwenden ähnliche Begriffe, wie die moderne Energetik, unterscheiden sich aber in den Feinheiten.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Dosha | Ayurvedisches Funktionsprinzip: Vata (Bewegung), Pitta (Stoffwechsel), Kapha (Struktur). Zusammengesetzt aus jeweils zwei Elementen. |
| Element | Bioenergie, die eine Eigenschaft mit sich bringt. Elemente der europäischen Humoralpathologie: Erde: kalt, trocken, Wasser: kalt, feucht, Luft: warm, feucht, Feuer: warm, trocken |
| Humoralpathologie | Europäische 4-Säfte-Lehre. Ganzheitliche Ernährungs- und Heilmittellehre. Kam im 19. Jhd. außer Gebrauch |
| Yin/Yang | Zwei Qualitäten aus der TCM. Yin = kühl, nachts, innen, feucht. Yang: warm, tagsüber, außen, trocken |
| Fünf Phasen Theorie | Bioenergien aus der TCM. Die fünf Phasen Erde, Metall, Wasser, Holz und Feuer kontrollieren sich gegenseitig |
| Sattva / Rajas / Tamas | Geistige Qualitäten des Ayurveda: Sattva = klar, Rajas = aktiv, Tamas = träge. |
