Der Juni war ein Nostalgietrip und Zukunftsvorgeschmack zugleich. Ich habe Orte meiner Vergangenheit besucht und in vergangenen Zeiten geschwelgt. Aber auch Ideen für meine Zukunft bekommen. Es wird etwas dauern, bis ich all das verarbeitet habe.
Exkursion ins Freilandmuseum Bad Windsheim
Wenn ich sage, dass diese Exkursion das heimliche Highlight des bisherigen Sommersemesters ist, dann lüge ich. Es IST das Highlight. In diesen drei Tagen ist so viel passiert, wie im ganzen restlichen Juni nicht.
Aber von vorn: Im Rahmen meines Studiums der Kulturgutsicherung wird im Sommersemester ein Seminar zum Fränkischen Hausbau angeboten. In diesem Rahmen findet jeweils eine Exkursion ins Freilandmuseum Bad Windsheim zusammen mit der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart statt.
Studierende der Restaurierung aus Stuttgart und wir angehende KulturgutsicherInnen aus Bamberg verbringen also zusammen mit unserem Dozenten, dem Professor aus Stuttgart und einem Gastdozenten aus Österreich drei Tage im Freilandmuseum, um dort historische Bautechniken auszuprobieren und anzuwenden. Thema: Kalk und Gips. Abends wird auf dem Museumsgelände gegrillt. Hier hat mich meine Vergangenheit wieder eingeholt.
Ein Abwerbeversuch beim Grillen
Am ersten Grillabend bin ich per Zufall (wirklich!) am Tisch der Dozierenden gelandet, da bei den Studierenden kein Platz mehr war. Es entwickelten sich spannende Gespräche und Diskussionen über strukturelle Probleme in der Denkmalpflege und Konflikte zwischen Handwerkerinnen, Restauratoren, Eigentümerinnen und Denkmalpflegern.
Schließlich kam die unvermeidbare Frage nach meiner beruflichen Vergangenheit, als ich gesagt habe, dass ich nicht etwa im Master studiere, sondern im 1. Fachsemester Bachelor bin. Also habe ich erzählt, dass ich im Labor war. „Als PTA?“, fragt mich der Professor aus Stuttgart. „Nein, ich bin richtige Chemielaborantin mit betrieblicher Ausbildung“. antwortete ich. „Aber mit Anorganik kenn ich mich nicht gut aus. Ich hab in den letzten Jahren vor allem GC/MS und HS-GC gemacht.“ „Genau solche Leute brauchen wir!“ sagte der Professor enthusiastisch und erklärt mir, dass Leute mit Laborerfahrung in der Schadstoffanalytik von alten Gebäuden gesucht, aber rar gesät sind. Er erzählt mir von vielen, über die Maßen gut bezahlten Stellen, die kaum besetzt werden können. Ich staune. Niemals hätte ich gedacht, dass meine alte Ausbildung in solchen Kreisen so wertvoll sein könnte. Der Professor erzählt mir auch, dass er mir am liebsten sofort eine Stelle verschaffen würde, doch ich lehne ab. Ich hab ja gerade erst mit dem Studium angefangen. Er macht mir aber klar, dass ich unbedingt im Restaurierungslabor in Bamberg vorbeischauen soll. Leute, wie ich sind gesucht.
Ich bin verblüfft. Dieses Gespräch werde ich noch lange in Erinnerung behalten.
Heimlich im Theater
Am zweiten Grillabend schmiedeten wir einen Plan: Heute Abend ist die Premiere des neuen Stückes des Freilandtheaters. Zu Laborzeiten war es gute Tradition, mit der Nachbarabteilung ins Freilandtheater zu gehen und sich vorher oder danach durch die Karte des Museumsgasthofes zu schmausen. Das war immer schön!
Nachdem wir ja bis spät in die Nacht auf dem Museumsgelände waren, beschloss ich, aus Nostalgiegründen mal beim Theater vorbeizuschauen. Vielleicht lässt sich ja etwas von der grandiosen, selbstgeschriebenen Musik hören oder ein Blick auf die Darstellenden erhaschen.
Natürlich wurden wir von einer Darstellerin erwischt und weggeschickt. In Hörweite ließen wir uns dann unter einem Baum nieder. (Ich hab beim Hinsetzen voll in die Brennnesseln gelangt. Aber als Kräuterhexe weiß man sich zu helfen und es tat daher nur kurz weh) Wir genossen die tolle Theatermusik und im Geiste habe ich schon Tickets gekauft. So ein tolles Stück muss ich unbedingt von vorne sehen!
Auf dem Friedhof
Tja, auf der Heimfahrt holte mich meine Vergangenheit ein drittes Mal ein. Naja, eigentlich hab ich das die ganze Zeit schon geplant. Denn der Heimweg führt am Friedhof vorbei, auf dem mein guter Freund Hans im August 2024 begraben wurde. Dieser Schlag führte schließlich zu meiner Entscheidung, das Studium anzufangen.
Am Grab wurde es für mich nochmal emotional. Er fehlt mir. Manchmal wünschte ich, ich könnte ihm einfach schreiben und nach Rat fragen. Er hatte immer nützliche Tipps oder zumindest ein offenes Ohr. Mit ihm konnte ich die verrücktesten Dinge diskutieren. Ich bin unglaublich Dankbar für diese Freundschaft. Ich hoffe, dass ich mal wieder einem Menschen begegne, mit dem solch eine Freundschaft möglich ist.
Fotoalbum Juni 2025








Blog-Rückblick auf den vergangenen Monat
Ausblick auf den nächsten Monat
Im Juli wollen zu Beginn zwei Referate gehalten werden, zwei Wochen später sind dann schon die Klausuren, mit denen das Semester endet.
Auch die Kräuterkurse machen erstmal Pause, denn die Uni geht jetzt vor.
Danach freue ich mich auf das Aischgründer Thing, bei dem die Gebrüder Schlimmm aufspielen werden, um das Semesterende gebührend zu feiern. Wer ist dabei?