Seit August habe ich keinen Monatsrückblick mehr veröffentlicht. Der Sommer hat mich so durchgewaschen, dass ich einfach nicht wusste, ob solche privaten Themen hier angemessen sind. Inzwischen habe ich mich mit meinem neuen „Ich“ konsolidiert und fühle, dass der November ein guter Monat ist, um wieder in die Rückblicke einzusteigen. Denn für einen Monat ist unglaublich viel passiert und es gibt viel zu erzählen. Steigen wir ein!
Die Musik ist zurück!
In meinem Rauhnachts-Journal für 2025 habe ich mir gewünscht, wieder Musik zu machen. Was für Musik und ob dabei Instrumente im Spiel sind, habe ich bewusst offen gelassen, genau wie das Genre. Denn beim Musik machen geht es mir vor allem um den gemeinsamen Spaß und dass man gemeinsam etwas schafft. Optional begeistert man damit auch andere Leute, aber das ist mir gar nicht so wichtig. Fürs Leute begeistern hab ich ja die Kräuterkurse.
Und so ist mir im Sommer ein Rockchor-Projekt zugelaufen. Oder: ich wurde dem Chor von einer ehem. Mitmusikerin empfohlen, weil ich so gut singen kann. Die Wahrheit ist aber auch: nach den 10 Jahren Gesangsausbildung folgten 5 Jahre absolute Stille. Ich wusste einfach nicht, ob ich noch singen kann. Aber dadurch, dass das Projekt zeitlich begrenzt war und die Proben am Wochenende stattfinden, habe ich zugesagt.
Schon in der ersten Probe habe ich gemerkt, dass Singen bei mir wie Fahrradfahren funktioniert und ich das nicht verlernt habe. Ich fand mich in einer kleinen Frauen-Besetzung wieder, die so noch nicht lange miteinander gesungen hat. Die Chorleitung und ich beschlossen, dass ich im Sopran am besten aufgehoben wäre, auch wenn der Alt dringender Unterstützung gebraucht hat. Wir fanden sehr schnell zueinander. Bei den Gesamtproben mit den Männern bekam ich in jeder Probe mindestens einmal das Feedback, dass sie froh sind, mich als Unterstützung zu haben. 🥰 Das hat mich unglaublich gefreut und ich fühlte mich sehr geehrt, Teil eines solchen außergewöhnlichen Projektes sein zu dürfen.
Ich habe gelernt, ohne Professionalitätsdruck, mein Bestes zu geben. Das war unglaublich heilsam für mich. So heilsam, dass ich eine Freundin mitdazugeholt habe, die auch sehr gut singt und schon lange auf der Suche nach einem Chor ist. So haben wir gemeinsam gelernt, unsere (aus früheren Zeiten gelernten) Ansprüche an uns und andere herunterzuschrauben und in einer wertschätzenden und gemütlichen Atmosphäre zu proben, in der sich jeder/r freut, einfach nur dabei zu sein.


So kam Schritt für Schritt ein wirklich außergewöhnliches Konzert zusammen, das ich so noch nie erlebt habe. Parallel zum Chor probte nämlich eine extra für das Konzert zusammengestellte Rockband, die den Chor dann begleiten sollte. So langsam war mir klar, dass die Weppersdorfer keine kleinen Brötchen backen. Das Konzert würde rießig werden! Ein professioneller Mischer sorgte für besten Sound, eine Lichtanlage wie bei einem großen Rockkonzert und Bühnentechnik und Mikrofone für den Chor. WOW!

Das Konzert selbst hat mich dann nochmal anders geflasht. Das Publikum bestand aus den Familien und Freunden der Chorsänger*innen, den restlichen Dorfmitgliedern, sowie Landrat und Bürgermeister. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das in eine rießige Party ausartet. Von der Bühne aus habe ich Leute tanzen und mitsingen gesehen, so viele glückliche Gesichter in einem großen Saal! Am Ende war es dann doch schade, dass unsere Zeit miteinander begrenzt war. In den letzten Monaten sind mir die Weppersdorfer und die Rockchor-Literatur wirklich ans Herz gewachsen. Wenn es so etwas dauerhaft geben würde, ich bin sofort dabei!❤️

Von einer, die auszog, um das NEIN sagen zu lernen
Im November habe ich gelernt, NEIN zu sagen. Ja, ich weiß dass ich das euch immer gepredigt habe, aber ich hab mich davor gedrückt, wann immer es ging. Und in der Woche nach der München-Exkursion, dem Kräuterkurs an der Uni und dem Rockchor-Konzert ging bei mir überhaupt gar nichts mehr. Ich war wirklich aus und mein Körper hat da nicht mit sich diskutieren lassen. Und so habe ich erst meinen Professoren und Dozent*innen für diese Woche abgesagt (obwohl ich Exkursionsbedingt die Vorwoche schon gefehlt habe😶). Dann musste ich meiner Freundin absagen, der ich versprochen hatte, auf ihren Sohn aufzupassen, was mir unglaublich weh tat (Mein Wert „Verlässlichkeit“ war in dieser Woche sehr angekratzt). Mitte der Woche hatte ich keine Stimme und so habe ich die lange geplante Podcast-Session mit Yvonne abgesagt.😫Am Freitag musste ich das Mensa-Date mit meinen Lieblings-Kunsthistorikerinnen absagen, weil ich zum Autofahren immer noch nicht fit genug war. Das Wochenende brachte dann so langsam Energie und Kraft zurück.
Aber, hey! Ich lebe noch! Ich bin weder aus den Seminaren geflogen, noch haben mir meine Freundinnen die Freundschaft gekündigt. Stattdessen bekam ich viele „Gute Besserung“s-Wünsche und Empathie. NEIN sagen ist nicht so schlimm, wie ich gedacht habe und nachdem ich ausgiebig geübt habe, habe ich es dann gleich angewandt. Ich werde im nächsten VHS-Sommersemester keine Kurse in Bamberg-Land anbieten. Denn von den Acht geplanten Kursen kommt jetzt voraussichtlich genau einer(!) zustande. Das ist für mich ein großer finanzieller Schaden und zeigt auch, dass das Interesse an den Kräutern in der Gegend stark nachgelassen hat. Also ziehe ich die logische Konsequenz und biete mit den freigewordenen Kapazitäten mehr Termine in Gegenden an, in denen Kurse regelmäßig zustande kommen.
Als nächsten Schritt prüfe ich die verschiedenen Gegenden auf ihr Spaßpotential. Keine Angst, liebe Forchheimer, ihr seid gesetzt! Bei euch macht es immer Spaß und ihr macht auch immer gut mit. Aber es gibt auch Gegenden, in denen ich regelmäßig um den Unkostenbeitrag diskutieren muss oder in denen die Stimmung eher mau ist und ich mich einen abhampele. In diesen Gegenden werde ich im Sommer prüfen, inwieweit es Sinn macht, weiterhin Kurse anzubieten, die viel Energie ziehen. Denn NEIN sagen macht unglaublich viel Spaß!
Exkursion nach München
Vom 10.-12.11.2025 sind wir mit der EuroEthno nach München gefahren, um dort Feldforschung zu betreiben. Wir wollten herausfinden, welche Diskurse, Verortungspraktiken und Zuschreibungen es gibt, und wie das Bild von München entsteht und weitergetragen wird.

Am ersten Tag waren wir den ganzen Tag auf den Beinen. Wir bekamen eine kulturwissenschaftliche Stadtführung von DER München-Expertin, Simone Egger. Wir erfuhren, wie die Olympischen Spiele 1972 München als Stadt bis heute verändert haben. z.B. wurden die Ringstraßen, die U-Bahn und die Fußgängerzone erst für München ’72 extra eingerichtet. Am Abend gab es einen Beobachtungsspaziergang durch die Innenstadt, bei dem uns sehr seltsame Souvenirs ins Auge gesprungen sind. Wusstest du, dass es Christbaumkugeln mit Weißwurst-Motiv gibt? Mir sind die restlichen drei Tage keine Weißwürste mehr begegnet. Danach waren wir zur Teilnehmenden Beobachtung (und zum Abendessen) im Hofbräuhaus. Während es unten in der Schwemme sehr touristenlastig, laut und hektisch war, hatten wir im oberen Stock einen etwas ruhigeren Tisch und es waren überraschend viele Familien mit Kindern da. Das habe ich so nicht erwartet.

Am nächsten Tag waren wir beim Institut für Volkskunde und dem Bayerischen Verein für Heimatpflege zu Gast. Hier sind fertigstudierte Europäische Ethnologinnen dabei, Kultur zu erforschen und die Aushandlung von Tradition zu steuern. So etwas ist das Institut für Volkskunde involviert, wenn sich eine Trägergruppe für den Titel „Immaterielles Kulturerbe Bayern“ bewirbt. Der Verein für Heimatpflege betreut u.a. die bayerischen Kreis- und Stadtheimatpfleger, betreibt aber auch Musikforschung, brät bei der Renovierung historischer Gebäude und beantwortet Anfragen von Journalist*innen zum Thema Bräuche und Traditionen. An einigen durften wir uns selbst versuchen, was gar nicht so einfach ist. Wie vermittelt man einem Journalisten in wenigen E-Mail-Zeilen, dass die Bräuche nicht von den Germanen stammen und dass Traditionen sich ständig verändern (und dass sie aufhören sollen, diese Topoi im 21. Jhd. weiterzuverbreiten)? Danach ging es noch zu einer Führung ins neue NS-Dokuzentrum, wo wir erfuhren, warum München erst 2015 die Notwendigkeit fand, so etwas zu eröffnen und dass die Münchner Bürgerschaft und Oberschicht am Aufstieg der NSDAP direkt unterstützend beteiligt war.
Am letzten Tag erwarteten uns nach der Ausstellung „What the City“ der Viktualienmarkt, auf dem wir Besuchende und „Standlfrauen“ interviewten. Ich erfuhr dabei, dass die „Standlfrauen“ gemischtgeschlechtlich, international und oft den Stand gar nicht besitzen, sondern angestellt sind. Es gab einen Wurststand, in dem eine gebürtige Münchnerin fränkische Wurstwaren aus Bamberg verkaufte, wir entdeckten französischen Käse, Honig aus aller Welt, aber auch Gemüse und Brot aus München und dem Münchner Umland. Zum Abschluss durften wir die Vorstellung „Altmünchner Nachmittag“ des Münchner Marionettentheaters genießen. Im Anschluss durften wir hinter die Kulissen und dem Intendanten Fragen zum Immateriellen Kulturerbestatus des Theaters befragen und wie die Marionetten gespielt werden.

Was im November 2025 sonst noch so los war
Ein Kräuterkurs an der Uni im Rahmen des Nachhaltigkeitsfestes. Der Kurs hat offene Türen eingerannt und die Plätze waren seeehr begehrt.
Ein Musikabend in der Finja: alte Musik auf neuen Instrumenten
Aufbau der Krippenausstellung an der Uni: Vielleicht berichte ich im Dezember genauer darüber. Aber ich hab eine eigene Krippenausstellung konzipiert, getextet und designt. Mit meinen eigenen Krippen, an der Uni! 😍 Nach einigen Wirrungen und spät angekommenen Plakaten konnte die Ausstellung trotzdem pünktlich eröffnet werden.
Wann und Wo?
- Vom 1. bis 22. Dezember 2025 und 7. Januar bis 2. Februar 2026
- jeweils Montag bis Samstag 8 bis 18 Uhr
- In der Universität Bamberg Innenstadt, Europäische Ethnologie
- An der Universität 5 (U5)
- 3. OG (barrierearmer Zugang über Eingang Burgershof an der Westseite des Gebäudes)

Das Interview mit dem Bambolino-Familienmagazin: Der Mensch, der die Plakate für die Krippenausstellung gedruckt hat, ist auch Herausgeber des Bambolino-Familienmagazins. Ich durfte ihm ein Interview zum Thema Krippenbau geben.
Ein Kaffeedate mit einem guten Freund: tiefe Gespräche und Seelenverbindung
Blog-Rückblick auf den November 2025
Ich habs tatsächlich geschafft, einige meiner Rezepte zu verbloggen. Auch Ideen für Weihnachtsgeschenke findest du hier“
Ausblick auf den Dezember 2025
Im Dezember warten zwei Räucherkurse auf mich, ein Interview mit dem Musiker David Saam, ein Hexenmarkt, Arbeit an meinen drei Referaten, die ab Januar gehalten werden wollen und einen Theaterabend mit Freunden.
Worauf freust du dich im Dezember?
